*22. Oktober 1884 bei Moskau auf einem Bauernhof | † 19. Mai 1950 in Dornach
Oswald Dubach war ein anerkannter Maler, bevor er sich auf Anregung Rudolf Steiners ganz der Bildhauerei verschrieb. Dubach begründete die Plastikschule am Goetheanum in Dornach.
Er, dessen Schweizer Grosseltern nach Russland ausgewandert waren, besuchte die Realschule in Morschansk (südöstlich von Moskau). Seine Eltern betrieben eine Molkerei. Als 18-Jähriger ging er in die Schweiz und studierte Grafik an der Kunstgewerbeschule in St. Gallen. In Paris, München (Kunstakademie) und Italien suchte er, sich zu vervollkommnen und brachte es durch Ausstellungen seiner Bilder zu erster Anerkennung. Im Jahr 1909 kehrte er nach Russland zurück und unternahm von dort aus als Maler bis ins Jahr 1911 Studienreisen durch den Kaukasus und den Ural, bis an das nördliche Weisse Meer und nach Lappland. Wieder in Moskau, plante er die Gründung einer eigenen Malschule, musste aber wegen sozialer Unruhen als «verdächtiger Ausländer» Russland verlassen. Er ging für kurze Zeit in den Schweizer Kanton Glarus und dann nach Paris, wo er durch den russischen Kunsthistoriker Trifon G. Trapeznikov von der Anthroposophie erfuhr. Oswald Dubach reiste also nach München, begegnete dort Rudolf Steiner und veranlasste sofort seinen Umzug nach München. In den Jahren 1911 und 1912 hörte er Rudolf Steiners Vorträge. Er erlebte die Mysterienspielkunst, nahm an einem Einführungskurs von Ernst Uehli teil und hörte dessen Vorträge über germanische Mythologie.
Als der Goetheanumbau in Dornach beschlossen wurde, gehörte Oswald Dubach zu den ersten, die sich zur Verfügung stellten. Er gab die eigene Malerei fast gänzlich auf, um sich den neuen anthroposophischen Kunstimpulsen zu widmen. Er arbeitete ab 1913 zunächst an den Baufundamenten, dann an der Gestaltung des Sockelbaus. Als einer der Ersten eignete er sich auf persönliche Anweisung Rudolf Steiners die neuen Schnitztechniken an und schnitzte später Architrave und arbeitete am Rotbuchenraum. Nach 1919, nachdem er zwei Jahre im Krieg auf deutscher Seite gekämpft hatte, übertrug ihm Rudolf Steiner die Leitung der gesamten plastischen Arbeiten am Bau.
Nach 1929 gründete und leitete Oswald Dubach, der nun zu einem eigenen bildhauerischen Gestalten fand, die Plastikschule am Goetheanum. Dort modellierte er die Formen des ersten Goetheanum nach, um den Schülern, vor allem durch das Studium der Sockel, Architrave und Kapitelle, die Grunderlebnisse der neuen Kunstimpulse zu vermitteln.
Oswald Dubach hatte hervorragenden Anteil an der Gestaltung des Westportals des zweiten Goetheanums, gestaltete auch Tore, Bronzelampen und Türgriffe, Stiegengeländer und schnitzte den Eingangsbereich zum Urnenraum. Mehrere seiner zwischen 1929 und 1949 entstandenen Arbeiten, wie die Gestalt des «Kalevala» oder des «Ziu», befinden sich im Goetheanum. Die schönste Aufgabe für Dubach war die Ausführung des Rednerpults, das Rudolf Steiner einmal vor Besuchern als die am besten gelungene Arbeit am Bau bezeichnete. Die von ihm gestalteten, sehr massiven Möbelstücke waren im Jahr 1930 in Basel ausgestellt. Zu seinen letzten Arbeiten gehört ein überlebensgrosser Kopf von Rudolf Steiner in Holz. Nach 1942 leitete Oswald Dubach verschiedene Studienabende im Glashaus, so unter anderem «Wege zu einem neuen Baustil», «Der Dornacher Bau als Wahrzeichen», «Der Baugedanke».
Quelle: «Forschungsstelle Kulturimpuls – Biographien Dokumentation», Mario Zadow | biographien.kulturimpuls.org